Gitea oder Gogs statt Github und Gitlab

Update 01/2018: Gogs ist mal wieder seit mehreren Montaten tot bzw. der alleinige Entwickler nicht erreichbar. Ich kann nur ausdrücklich dazu raten auf den Fork Gitea zu setzen.

Ich habe mir den Github-Klon Gogs und dessen Fork Gitea näher angeschaut und bin hellauf begeistert. Weiter unten erkläre ich noch, wie ich Gogs bzw. Gitea TLS-verschlüsselt hinter Nginx laufen lasse. Nun aber erst mal zu Gogs und warum ich es brauche.

Github ist über die Jahre zum defacto-Standard für Opensource-Entwicklung geworden. Das liegt zum einen an den Features, die Github bietet (Pull-Requests, Issues, Wiki). Die Popularität rührt aber auch daher, dass diese Features sehr einfach gehalten sind. Das Issue-Tracking ist extrem rudimentär, alles andere ist aber für viele Overkill. Github hat das Mitmachen einfach gemacht.

Es gibt allerdings auch Gründe, die gegen die Nutzung von Github sprechen. Github selbst ist z.B. keine Opensource Software. Möchte man auch private Repositories erstellen, braucht man ein kostenpflichtiges Konto. Das habe ich zwar, aber trotzdem möchte ich nicht zwangsläufig das Schicksal meines Codes einer Firma überlassen, über die ich keine Kontrolle habe. Dank der Dezentralität von Git schadet es auch nicht mehrgleisig zu fahren (z.B. Mirror auf Github für Pull-Requests und issues).

Die erste Alternative, die ich mir angeschaut habe, war Gitlab. Komplett open source, ähnliche Features wie Github und dazu noch eine integrierte Plattform für Continuous Integration. Nach einem halben Tag Installation und Konfiguration (alles eher komplex) hat sich gezeigt, dass meine Hardware nicht leistungsstark genug ist und ich einen extra Server für Gitlab bräuchte. Wo Web, Mail, Seafile (mit ~100 aktiven Usern), Minecraft und diverse andere Dinge klaglos parallel laufen, läuft Gitlab nicht mal allein flüssig. Wie das auf einem Raspberry Pi laufen soll ist mir schleierhaft.

Der nächste Kandidat war dann schon Gogs und es konnte sofort überzeugen. Auf den ersten Blick bietet Gogs die gleichen Features wie Github. Zum Teil nicht ganz so poliert, manchmal wirkt es aber auch schicker. Gogs ist in Go geschrieben (Gogs = Go Git Service) und so leichtgewichtig (~20MB RAM), dass es sogar auf einem Raspberry Pi ordentlich läuft.

Und Gitea?

Gogs wurde vor kurzem geforkt. Nachdem der zentrale Entwickler wiederholt für Monate nicht erreichbar war hatte die Community genug und hat Gitea erstellt. Die Entwicklung beim Fork läuft schneller und transparenter, als es bei Gogs je der Fall war. Meine Empfehlung lautet also, Gitea statt Gogs einzusetzen. An Features muss man im Vergleich zu Git kaum Abstriche machen. Hier mal eine kleine unvollständige Aufstellung:

  • interner Issue Tracker (extern möglich)
  • internes Wiki (ebenso extern möglich)
  • protected branches
  • Git hooks
  • webhooks
  • deploy keys
  • signierte Commits
  • Authentifizierung auch über LDAP, SMTP, OAuth2, OpenID und PAM
  • 2FA
  • Support für DroneCI und andere


Installation

Bevor es losgeht sollte man sich schon mal ein Letsencrypt-Zertifikat für die zu nutzende Domain besorgen und installieren. Wenn die Domain per https aufrufbar ist, geht die Installation auf dem Server im Terminal weiter. In dieser Anleitung benutze ich als Beispiel-Domain git.example.com.

Auf dem Server sollte mindestens git und supervisor installiert sein. Letzteres benutzen wir, um Gitea automatisiert zu starten. Gitea soll außerdem unter einem eigenen User laufen (git), der gleichzeitig auch für die SSH-Verbindungen genutzt werden kann.

sudo apt-get install git supervisor
sudo adduser --home /opt/git --shell /bin/bash --disabled-password git
sudo mkdir -p /var/log/gitea && sudo chown git: /var/log/gitea
sudo -u git -i

Das passende Binary von der Gitea Website herunterladen. Dort kann man auf der Downloadseite die aktuellste Version aufwählen (für stabilen Betrieb) oder master, wenn man gern gefährlich lebt, aber dafür die aktuellsten Features hat.

cd /opt/git
mkdir gitea
cd gitea
wget -O gitea https://dl.gitea.io/gitea/master/gitea-master-linux-amd64
chmod +x gitea

Ob Gitea läuft kann man mit folgendem Aufruf testen:

./gitea web

An dieser Stelle sollte Gitea über http://git.example.com:3000 erreichbar sein. Da wir die Konfiguration verschlüsselt erledigen wollen, schliessen wir an dieser Stelle Gitea wieder und kümmern uns zunächst um den Nginx Proxy.

Nginx

Ich zeige hier nur die für Gitea nötige Nginx-Konfiguration und gehe davon aus, dass die Einstellungen für vhost und SSL-Zertifikate bekannt sind.

Wir machen zunächst einen Rewrite auf https, damit die Seite nicht unverschlüsselt aufgerufen werden kann (dazu auch den Kommentar von benediktg beachten). Dann benutzen wir nginx als Proxy für Gitea. Falls 127.0.0.1 als IP nicht funktioniert, kann man auch die echte WAN-IP des Servers hinterlegen.

Da ab dieser Stelle Gitea als Webserver fungiert müssen wir noch eine Ausnahme für die Bestätigung der Letsencrypt-Zertifikate hinterlegen. Hier sollte /var/www/git.example.com/httpdocs/ durch den tatsächlichen (bzw. ursprünglichen) public HTML-Ordner der Domain ersetzt werden.

if ($scheme !~* ^https ){
rewrite ^ https://$server_name$request_uri? permanent;
}

location / {
    proxy_set_header X-Real-IP $remote_addr;
    proxy_pass http://127.0.0.1:3000/;
}

location /.well-known/acme-challenge/ {
    alias /var/www/git.example.com/httpdocs/.well-known/acme-challenge/;
}

Zuletzt sorgen wir noch dafür, dass Gitea automatisch startet. Dazu reicht es eine Datei namens /etc/supervisor/conf.d/gitea.conf anzulegen mit folgendem Inhalt:

[program:gitea]
directory=/opt/git/gitea/
command=/opt/git/gitea/gitea web
autostart=true
autorestart=true
startsecs=10
stdout_logfile=/var/log/gitea/stdout.log
stdout_logfile_maxbytes=1MB
stdout_logfile_backups=10
stdout_capture_maxbytes=1MB
stderr_logfile=/var/log/gitea/stderr.log
stderr_logfile_maxbytes=1MB
stderr_logfile_backups=10
stderr_capture_maxbytes=1MB
environment = HOME="/opt/git", USER="git"
user = git

Konfiguration

Nach einem Neustart von Supervisor sollte Gitea nun laufen und die Seite müsste ohne Angabe des Ports über https://git.example.com erreichbar sein. Beim ersten Aufruf gelangt man auf die Installationsseite. Hier würde ich folgende Minimal-Konfiguration empfehlen:

  • eine MySQL-Datenbank
  • Repository: /opt/git/gitea/gitea-repositories
  • Benutzer: git
  • Domain: example.com (nicht git.example.com, es geht hier um die Domain für die SSH clone URLs)
  • Anwendungs-URL: https://git.example.com
  • Log-Pfad: /var/log/gitea
  • E-Mail-Service: Ich empfehle einen externen Dienst wie Sparkpost oder Mailgun
  • Diensteinstellungen: Nach Bedarf. Bei einem privaten Server würde ich die Registrierung deaktivieren und Seiten nur für angemeldete Benutzer zugänglich machen
  • Admin: Hier kann man direkt das Admin-Konto anlegen

Gratulation. Jetzt sollte Gitea laufen. Viel Spaß beim nutzen!

21 Gedanken zu „Gitea oder Gogs statt Github und Gitlab

  1. Nico

    Vor einigen Wochen habe ich mir Gogs auch schon angesehen. Leider hat es nicht ganz mit einem node-Service geklappt, so dass Gogs dauerhaft läuft. Aus diesem Grund habe ich dann auf Bitbucket zurück gegriffen. Bitbucket kostet zwar 10$ im Jahr und läuft mit Java (buuuuh!), doch damit bin ich zufrieden.

    Antworten
    1. dakira Beitragsautor

      Die Geschichte mit dem node service verstehe ich nicht. Gibt es eine Art service runner von nodejs? Warum sollte man den benutzen für ein Go-Projekt? Oder verstehe ich das hier ganz falsch.

      Ich setze jetzt ja schon eine Weile auf Gitea, daher möchte ich für Gogs nicht mehr die Hand ins Feuer legen. Das läuft nun aber seit gut zwei Jahren stabil bei mir. Wenn man supervisor nicht mag kann man den Service auch mit systemd, init oder upstart laufen lassen. Macht keinen Unterschied,

      Bitbucket finde ich tatsächlich nicht so schön übersichtlich wie Gitea. Dazu kommt leider noch recht häufig schlechte Performance.

      Antworten
    2. Tom

      Wie sieht der Verbrauch im Vergleich zu gitea aus? Ist der Bitbucket Server auch auf einem Pi sinnvoll nutzbar oder hungrig wie gitlab?
      Danke

      Antworten
      1. dakira Beitragsautor

        Ich betrachte hier ja gerade Gitea. Bitbucket kann man meiens Wissens nach nicht selber hosten. Gitea und Gogs sind vom Speicherbedarf her nahezu identisch. Gitea vielleicht ein kleines bisschen mehr, da es i.d.R. mit allen Assets in einem Binary kommt (bei Gogs ist das nicht zwangsläufig so). Bei beiden hatte ich auch unter Last nie viel mehr als 40MB Speicherverbrauch. Für die Git-Operationen wird die git commandline geforkt. Die braucht so viel Speicher wie Git für einzelne Funktionen halt braucht. Selbst Mit dem Linux Source hatte ich auf einem Raspi mit Gitea allerdings keine Probleme.

        Gitlab ist im Vergleich extrem Resourcenhungrig. Wie im Artikel beschrieben konnte ich es auf einem recht gut ausgestatteten vServer nicht flüssig betreiben. Auf einem Raspi wollte ich es erst gar nicht versuchen. Ich arbeite tatsächlich auch mit Gitlab-Installationen. Die sind aber alle auf gut ausgestatteten dedizierten Buildservern.

        Antworten
        1. Tom

          Danke für die schnelle und ausführliche Antwort. Meine Frage war auf den Kommentar von Nico bezogen. BitBucket Server gibt’s für nen 10er pro Jahr zum selber hosten. Ich mag die Oberfläche von BB.
          Ich vermute die Software wird ähnlich hungrig sein wie Gitlab – sind ja auch allerhand Funktionen mit dabei. Jetzt habe ich einfach mal eben selber im Netz gesucht und natürlich ist es nicht auf dem Pi zu empfehlen.
          Von daher wird es Gitea, auch Dank deines Beitrags :)

          Auch die externe Wiki/Issue Anbindung sagt mir zu. Ich möchte es mit Trac verknüpfen. Weißt du zufällig, ob man dann auch innerhalb von Trac die Repositories usw. direkt verlinken kann? Das ist extrem hilfreich bei Tickets und Wiki Einträgen, wenn man auf einzelne Commits direkt verweisen kann usw.

          Grüße!

          Antworten
          1. dakira Beitragsautor

            Mit Trac kenne ich mich leider nicht aus. Aut Gitea wird auf jeden Fall auf das richtige Trac Ticket verlinkt, wenn man es angibt (so was wie „fixes #123“). Allerdings müsste man vermutlich in Trac eine Art monitoring des (aus Trac-Sicht externen repositories) anlegen, um automatisiert tickets zu schliessen bzw. commits mit tickets zu verbinden. Keine Ahnung ob Trac das leistet. Ich bin mit dem Issue-Tracker von Gitea sehr zufrieden. ;)

  2. benediktg

    Zu

    if ($scheme !~* ^https ){
    rewrite ^ https://$server_name$request_uri? permanent;
    }
    

    Sowohl das if als auch das rewrite sind hier unnötig. (Siehe auch
    https://www.nginx.com/resources/wiki/start/topics/tutorials/config_pitfalls/
    https://www.nginx.com/blog/converting-apache-to-nginx-rewrite-rules/
    und https://www.nginx.com/blog/creating-nginx-rewrite-rules/)

    Eleganter wäre:

    server {
      listen 80;
      server_name git.example.com;
      location /.well-known/acme-challenge {
        alias /var/www/git.example.com/httpdocs/.well-known/acme-challenge/;
      }
      location / {
        return 301 https://$host$request_uri;
      }
    }
    server {
      listen 443 ssl http2;
      server_name git.example.com;
      location / {
        proxy_set_header X-Real-IP $remote_addr;
        proxy_pass http://127.0.0.1:3000/;
      }
      # und so weiter und so fort
    }
    

    Kurze Erklärung: das if muss sonst bei jedem Request ausgewertet werden – indem man deklarativ separate server-Blöcke schreibt, kann nginx effizienter arbeiten. Und für die Umleitung genügt return 301. ;)

    Antworten
    1. dakira Beitragsautor

      Du hast absolut recht. Der Server auf dem das bei mir läuft ist leider mit Plesk verwaltet. Da lässt sich das nicht so einfach machen. Ist also eher ein Workaround.

      Antworten
  3. ToeiRei

    Ich habe inzwischen meinen Gitlab (VM mit 8 GB RAM) durch Gitea (Docker Container, 5MB RAM) ersetzt und bin echt erstaunt dass das kleine Teil das kann was ich brauche. Kann’s also nur bestätigen wie du so schwärmst,

    Antworten
  4. Kajo

    Hallo,
    oben steht:
    •interner Issue Tracker (extern möglich)
    •internes Wiki (ebenso extern möglich)
    doch wie binde ich ein externes WIKI, wie z.B. dokuwiki, welches schon auf dem Server in Betrieb ist, ein?

    Antworten
    1. dakira Beitragsautor

      Beim Wiki ist es ja nur ein Link auf die andere Wiki-Seite (anstatt auf’s interne Wiki). Da ist nur eine Adresse anzugeben. Beim Issue-Tracker muss man ein paar mehr Angaben machen, damit issues in commits automatisch auf den externen issue tracker (z.B. trac) verlinkt werden. Auf Seiten des Issue-Trackers muss man sich dann natürlich selbst drum kümmern, dass in commits genannte issues getrackt und bei Bedarf automatisch geschlossen werden.

      Ich probiere mal einen Screenshot in den Kommentar zu packen (Adresse im Screenshot ist natürlich Quatsch.. da müsste ein https:// davor):
      screenshot

      Antworten
  5. Kajo

    Hallo und vielen Dank dakira.
    Habe noch eine Weile gebraucht, bis ich die Einstellungen gefunden habe, aber nun klappt es, nochmals vielen Dank.

    Antworten
  6. hexathos

    Hi,

    du schreibst es sei support für git-hooks möglich… in gogs (0.11.xxxx) kann ich aktuell noch githooks wie post-receive über die weboberfläche erstellen. in gitea scheint mir das nicht mehr möglich zu sein?

    Antworten
    1. dakira Beitragsautor

      Hi. Doch.. ist ganz einfach über die Weboberfläche möglich. Einfach im Repository auf Einstellungen -> Githooks und los gehts. Githooks kann man bei Gitea ganz gut nutzen, um z.B. zu verhindern, dass Commits die einem gewissen Standard nicht ensprechen tatsächlich gepusht werden können. Wenn man will, dass „Dinge“ passieren sind Webhooks auch eine gute Möglichkeit (ebenfalls bei Gitea unterstützt).
      screenshot

      Antworten
          1. hexathos

            Macht aber durchaus Sinn,

            … so ein fremder Server der zum Beispiel ne ddos startet bei nem push will ja keiner

          2. dakira Beitragsautor

            Auf jeden Fall. Letztlich gibt man den Usern damit die macht beliebige Bash-Skripte laufen zu lassen.

  7. Pingback: gitea: go git frontend – datentraeger

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